Unabhängig von der Struktur auf dieser Homepage bin ich immer wieder an Projekten, die noch nicht strukturiert veröffentlicht wurden.
Diese kann ich hier kurz skizzieren.
Aktuell – Sommer 2024 – gestalte ich die Homepage für HOBEL neu.
Nebenbei entstand ein Ausstellungsstück für meine angedachte Sonderausstellung zur Hobel-Sammlung.
12 Raubank-Hobel und 11 Schlichthobel auf einer über 50 Jahre abgedeckt im Freien abgelagerten Kirschbaumdiele.
(Weitere Dielen dieses Kirschbaumstammes unter https://wagnerei.franzjoerg.de/ausstellungen/#A00072014, ab Juli 2014, Sonderausstellung im Haus Kast, Hörden)
Ungewöhnliches aus meiner Hobelsammlung
Der zweite Hobel ist ein Wangenhobel, mit dem die Flanken einer großen Nut ausgehobelt werden können (z.B. die Aussparung an der Unterseite des Achsenstockes für die Aufnahme der Achse).
Eine kleine Version eines Schiffhobels
Im weiteren drei Nuthobel mit einfacher Fassung als Hobelkörper, die ersten beiden mit Anschlag.
Alle diese Beispiele sind Belege dafür, dass Werkzeuge vor der Industrialisierung vom Holzhandwerker und “seinem” Schmied als Werkzeugmacher auch in handwerklicher Einzelfertigung angefertigt werden konnten. Dies hat sich im Dorfhandwerk mangels Einkaufsmöglichkeit und aus finanziellen Gründen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gehalten.
Bei fast allen Beispielen handelt es sich um Hobel, zu denen ich den Verwendungszweck nur ahnen kann.
Wenn jemand für mich Hinweise dazu hat, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über die Mailadresse wagnerei(at)franzjoerg.de
KASTENWINDEN
Diese waren die Wagenheber, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als besondere Meisterleistung von Schmieden weite Verbreitung fanden. Schon vor 1850 gab es noch durchweg von Hand geschmiedete Exemplare. In den darauf folgenden Jahrzehnten kamen immer mehr industriell gefertigte Teile zur Verwendung. Nach 1900 konnte ich bisher keine Exemplare dokumentieren.
Da diese Winden schon Prachtstücke der Schmiedearbeit waren, wurden die meisten signiert. Oft findet man die Jahreszahl der Herstellung, den Namen des Schmieds und seine Zeichen.
Ich interessiere mich nur für Kastenwinden mit Schmiedewerk und hölzernem “Kasten”, der vom Wagner hergestellt wurde. dieser ist immer ein massiver Holzblock, in den die Aussparungen für das Werk und die Zahnstange von Hand eingebohrt oder eingeschlagen wurden.
Es gibt Kastenwinden mit und ohne Greifer unten an der Zahnstange (auf der Rückseite der Winde).
Die Übersetzung funktioniert außer dem Ritzel an der Kurbelstange mit einem oder mit zwei Zahnrädern.
Aktuell (Juli 2020) restauriere ich eine Kastenwinde von J.H. Kalsbach, leider ohne Jahreszahl.
Die Winde in von außen entrostetem und gesäuberten Zustand
Der Name des Schmieds befindet sich wie meist auf der Zahnstange, allerdings in diesem Fall an versteckter Stelle auf der Innenseite der Zahnstange unten.
Das Werk besteht aus drei Teilen, das Antriebsritzel und zwei Zahnräder für die Übersetzung. Das kleine Ritzel unter dem großen Zahnrad (an derselben Achse) treibt die Zahnstange an.
Die restaurierte Winde
Diese Zahnstange besitzt außer dem Kopfstück zum Einhängen der Hebeketten auch einen Greifer am Fuß. Nicht jede Kastenwinde besitzt einen solchen Greifer.
Die Zähne zeigen, dass die Kastenwinde keinen Gebrauchswert mehr hat. Im mitteren Bereich sind die Zähne nach oben gebogen und abgenutzt. Ein Zahn ist abgebrochen. Oben und unten zeigen die Zähne noch die ursprüngliche Dimension.
Eine weitere inzwischen restaurierte Winde ist von
Die Zahl ist eine Produktionsnummer und keine Jahreszahl. Die 23 steht für die 23 Einbuchtungen der Zahnstange.
Das Werk dieser Winde hat nur ein großes Zahnrad.
Der Heimatverein Nagold recherchierte für mich zur Firmengeschichte:
Die Herstellung von Winden in Nagold begann 1909, als der Schlosser Friedrich Benz sen. ein Gebäude am Mühlkanal in Nagold erwarb. Friedrich Benz sen. führte Schlosserarbeiten aus, stellte Hebewinden her, die vorwiegend in der Forstwirtschaft benötigt wurden, handelte mit Fahrrädern und Nähmaschinen und betrieb eine Landwirtschaft. Später nahm er die Fabrikation von Kunsteis für Metzgereien und Gastwirtschaften auf.
1922 übernahm der Schlosser Friedrich Benz jun. den Betrieb (Schlosserei und Windenfabrikation) von seinem Vater. 1924 gründete er mit Walter Koch die Firma Benz & Koch Automobile. Es folgte eine Tankstelle, eine Reparaturwerkstatt und der Handel mit Kraftfahrzeugen. Omnibusbetrieb mit mehreren Verkehrslinien. 1943 wird die Windenwerkstatt aufgestockt. Es verlässt kein LKW und Omnibus das Magiruswerk in Ulm ohne eine Benzwinde.
1948 setzt der Handel mit Opel und Magirus wieder ein, Wiederaufbau des Omnibuslinienverkehrs. Weniger Hebewinden werden hergestellt, sondern moderne Möbelgestelle u.a. für die Nagolder Firma Rolf Benz. Anfang der 1960er Jahre wurde die Windenproduktion eingestellt.
Dazu muss angemerkt werden, dass die Zeit der Kastenwinden mit Holzkorpus zwischen 1850 und 1900 liegt. Die Produktion für das Magiruswerk basierte aber sicher auf Winden mit Stahlkorpus.
Oben portraitierte Winde wurde wohl schon vor 1900 hergestellt.
Eine weitere Winde ist schon restauriert:
Ich besitze inzwischen 7 Kastenwinden, die ich später noch auf der HP insgesamt portraitieren werde.
Die drei zuletzt restaurierten sind hier:
Eine weitere Kastenwinde konnte ich aus dem Bereich Landsberg Anfang September 2021 bekommen.
So zeigt sie sich im Zustand, in dem ich sie erhalten habe:
Vor und nach der Restaurierung:
An und in der Winde gab es keinen Hinweis auf den Hersteller oder das Fertigungsjahr.
Die römische Zahl VII auf den einzelnen Teilen bezeichnet aber den internen Produktionstyp.
ACKERWAGEN
Ich bekam im März 2020 einen Ackerwagen aus der Gegend um Horb/Neckar in die Sammlung.
So präsentiert er sich nach der groben Reinigung:
Nach der Reinigung ist zu erkennen, dass die Hinterräder nicht original zu diesem Wagen gehörten. Sie wurden nachträglich angepasst. Deshalb besitzt die Vorderachse auch andere Radkappen (Achsnägel) als die Hinterachse.
Dabei gibt es auch ausgefallene Lösungen:
Nach der Entrostung:
BOHRER
Unter “WERKZEUGE” ist zu sehen, dass die Beschreibung seit Jahren bei den Bohrern stagniert.
Dies liegt daran, dass dieser Werkzeugbereich sehr vielgestaltig ist und ich dazu sehr viele Beispiele in der Sammlung habe.
Es kommen auch immer wieder neue Ausstellungsstücke hinzu.
Dabei sind immer auch wieder “missing links”, also Belegstücke aus der Genealogie der Werkzeugentwicklung, die ich noch nicht in der Sammlung hatte.
Z.B. ein Drillbohrer komplett aus Holz, eine Bohrleier aus Holz oder ein Bohrersatz eines Zimmermanns, den dieser mit auf die Baustelle nahm, bestehend aus 3 Einzelbohrern (früher mit hölzernem Heft benutzt) mit Rätsche und Haltegriff.