Gliederungspunkte
Frühe Mechanisierung (von Menschenkraft betriebene Drehbank)
Buchsenlochfräse
Maschinengestützte Produktion im Handwerk
Hilfsmittel bei der Maschinenbenutzung
(Schärfen und Schränken von Sägeblättern)
Vom Handwerk zur maschinellen Serienproduktion
Vom Wagner als Handwerk (holzbasiert) zum Karrosseriebau in der Fabrik (metallbasiert)
Frühe Mechanisierung
Drechselbank
Im Mittelalter waren Drechselmaschinen im Einsatz, die von Menschenhand betrieben wurden
Bei dieser Technik wurde das zu bearbeitende Werkstück zuerst in Bearbeitungsrichtung und danach wieder zurück gedreht (Campus Galli)
Diese Drechselbank wurde per Fußwippe betrieben, wodurch das Werkstück immer in Bearbeitungsrichtung gedreht wurde (Museumsdorf Kürnbach)
Mein Vater erzählte mir von der beim Bau der Werkstatt 1898 benutzten hölzernen Drehbank. Die Drehbank war die einzige “Maschine”, die schon seit Tausenden von Jahren benutzt wurde. Als die Menschen in der Lage waren, eine Töpferscheibe zu bauen, war es nicht mehr weit zur Drehbank.
Der Antrieb erfolgte von Menschenhand.
Erst 2016 konnte ich im Museum der Stadt Tire in der Türkei eine Drehbank sehen, deren Rahmen und einige weitere Teile aus Holz hergestellt wurden.
Man erkennt, dass ein guter Wagner und ein guter Schmied durchaus in der Lage sind, eine solche Drehbank zu bauen.
Wenn der Antrieb nicht über Elektromotor, sondern über ein großes Schwungrad, das von Hand betrieben wird, erfolgt, dann sind wir bei der Drehbank, die meine Vorfahren vor dem 1. Weltkrieg benutzten.
Im Bauernhofmuseum in Wolfegg kann man eine Wagnerei besichtigen, die 1962 beim Aussterben des Wagnerberufes aufgegeben wurde und so erhalten blieb. Sie dokumentiert den Übergang vom reinen Handwerk vor der Elektrifizierung zur maschinengestützten Produktion in einer sehr einfachen Form.
Dort steht auch eine Drehbank aus Holz.
Über eine aufgelassene Wagnerei konnte ich eine Drehbank erhalten, deren Rahmen aus Holz und nur die wichtigsten Teile aus Stahl gefertigt wurden.
In der Alten Wagnerei Krieg stand beim Neubau des Werkstattgebäudes im Jahr 1898 eine solche Drehbank, die von Menschenkraft angetrieben wurde.
Als um die Zeit des WK 1 die heute noch stehende und funktionierende (!) Maschinengeneration eingebaut wurde, war auch eine Radmaschine dabei, also ein Kombinationsmaschine von Drehbank, Bohr- und Fräsmaschine. Diese war natürlich komplett aus Stahl.
Auf dem Trockenspeicher der Werkstatt fand mein Vater eine große Eichennabe, die beim Trocknungsprozess gerissen ist, und deshalb nicht verwendet werden konnte. Niemand machte sich die Mühe, diese Nabe als Brennholz vom Speicher zu holen. So überdauerte sie die Zeit.
Mein Vater entdeckte auch, dass die Löcher für die Mitnehmer der Drehbank, die das Werkstück packen und drehen, nicht von der Drehbank aus dem WK I stammen.
Diese Nabe muss also auf der hölzernen Drehbank von vor dem WK I mit Antrieb von Menschenhand gedreht worden sein.
Damit wurde sie vor mindestens 100 Jahren als Halbfertigprodukt hergestellt.
Buchsenlochfräse – Nabenbohrmaschine
Wenn man bedenkt, unter welch unglaublichen Schwierigkeiten die Wagner von vor dem 20. Jahrhundert das Loch für die Buchse in die Nabe drehen mussten, wird deutlich, dass dies eine Aufgabe für die Maschinenindustrie war. Die Herausforderung war klar und wurde gelöst.
Die Aufgabe besteht darin, ein konisches Loch absolut zentrisch und im rechten Winkel zur Gesamtgeometrie des fertigen Rades in die Nabe zu drehen. Ist das Loch nicht zentrisch, “hüpft” der Wagen beim Fahren. Ist das Loch nicht absolut rechtwinklig zur Geometrie des Rades, “schwänzelt” das Rad.
Schon vor dem WKI bot die Industrie dafür Lösungen an, die auch von meinem Großvater oder Urgroßvater angenommen wurden.
Mein Vater Heinrich Krieg etwa 1947 beim Fräsen eines Buchsenloches
Durch diese von Hand betriebene Maschine wurde das Problem gelöst, mit Werkzeugen, die nur grobes Arbeiten zuließen, millimetergenau arbeiten zu müssen. Das zentrale Loch in der Nabe für die Buchse musste absolut zentrisch und rechtwinklig eingebohrt sein. Dieses Problem wurde mit dieser Maschine technisch gelöst.
Maschinengestützte produktion im handwerk
Etwa um 1910 wurde von der Bierbrauer- und Müller-Familie Roth in Rotenfels beim Friedhof ein Murg-Kraftwerk gebaut, das zunächst die Bierkühlung übernehmen und damit die Eisgewinnung und Lagerung im Eiskeller überflüssig machen sollte.
Weil der Gemeinderat dafür stimmte, die Rotenfelser Straßenbeleuchtung nicht wie in Gaggenau mit Gas zu betreiben, sondern mit der neuen Möglichkeit Elektrizität, wurde dazu von der Gemeinde ein Leitungsnetz im Ort gelegt, das danach ermöglichte, dass Handwerks- und Gewerbebetriebe endlich Motoren und Maschinen betreiben konnten.
Auch die Wagnerei Krieg erhielt ab dem WK I drei Maschinen:
– eine Bandsäge
– eine Hobelmaschine (Abrichte) und
– eine Radmaschine, die als Kombinationsmaschine eine Bohr- und Fäseinrichtung beinhaltete und außerdem als Drehbank benutzt werden konnte.
Die beiden Maschinen Bandsäge und Radmaschine wurden (und werden heute noch) über eine Transmission mit einem Motor betrieben.
Der Riemen für die Radmaschine (rechts) liegt auf der Transmission auf und wird unten an der Maschine aufgezogen. Beim Abschalten wird der Riemen unten von der Riemenscheibe abgezogen. “Schmeiß’ den Riemen runter” wurde dadurch zum Synonym für den Feierabend.
Der Riemen für die Bandsäge (links) liegt an der Transmission auf einer breiten Riemenscheibe auf. Unten sind zwei schmale Riemenscheiben nebeneinander. Im “Aus-Modus” liegt der Riemen unten rechts auf einer frei laufenden Scheibe. Mit einer Einrückgabel an einem Hebel wird der Riemen auf die zweite Scheibe daneben gezogen. Diese ist mit der Maschine gekoppelt.
Mit der Anschaffung dieser Maschinen wurden viele handwerkliche Arbeitstechniken und die dazu gehörenden Werkzeuge überflüssig. Es war jetzt nicht mehr nötig, ein Produkt mit dem Breitbeil aus dem Vollholz zu schlagen, es konnte auf der Bandsäge ausgesägt werden. Auch die vielen Löffelbohrer waren nicht mehr notwendig, weil die Bohrmaschine diese Arbeiten erledigte. Durch deren Spann- und Vorschubeinrichtungen wurden Arbeitsabläufe nicht nur rationeller erledigt, sondern auch präziser.
hilfsmittel bei der maschinenbenutzung
Kleinmaschinen zum Schärfen und Schränken der Sägeblätter für die Bandsäge
(wird weitergeführt…)