Dies ist ein Artikel, der ab Juni 2024 neu aufgebaut wird und in dem die Werkzeugfamilie der Hobel neu dargestellt wird. Die alte Darstellung im Rahmen der Werkzeuge des Wagners bleibt weiterhin erhalten, weil diese neue Fassung sicher einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Ich beabsichtige, meine Hobelsammlung komplett neu zu katalogisieren, zu inventarisieren und hier umfassend zu dokumentieren.
Ich gehe bei der Erstellung dieses Artikels nicht systematisch vor, bearbeite aber immer eine Hobelsorte, die später erst in die Gesamtsystematik eingeordnet wird.
Ich sammle keine teueren Einzelstücke oder versuche, die komplette Angebotspalette einer Firma zusammenzutragen. Ich kaufe ganze Konvolute auf – meist deutlich ramponiert – und arbeite diese auf. Damit erhalte ich einen Überblick über die Verwendungspraxis von Hobeln. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf die vielfältigen handwerklich erstellten Einzelstücke, die sich der Holzhandwerker selbst gebaut hat. Damit greife ich auch auf die vorindustrielle Fertigungsgenese von Hobeln zu.
Mit meiner Hobelsammlung decke ich die gesamte Nutzungspraxis von Holz ab und bleibe nicht nur bei der Hobelnutzung durch den Wagner.
Anfang Juni 2024 begann ich mit der wohl für Ausstellungszwecke attraktivsten Hobelsorte, den Nut- und Simshobeln mit justierbarer Führung.
Ein Hobel ist ein Zerspanungswerkzeug, in dem ein Messer eingespannt ist, das mit dem Hobelkörper geführt werden kann. Die Form des Messers (bzw. der Messer) und die Form der Führung sind enorm vielgestaltig, was zu einer schwer zu übersehenden Vielfalt von Hobeln führt.
Da sowohl die Form des Messers feststeht als auch die Form der Führung zur Erreichung des Ergebnisses vorgegeben ist, musste für jeden dieser Zwecke ein eigener Hobel zur Verfügung sein.
Eigentlich ist ein Hobel ein für einen bestimmten Zweck geformtes Schnitzmesser, das in einen Griff mit weiteren Führungseigenschaften eingekeilt ist.
Heute wird alles, was früher mit Hobeln gestaltet wurde, von computergesteuerten Fräsen übernommen. Es gibt Verwendungszwecke von Hobeln, die so spezialisiert sind, dass sie nur für einen bestimmten Arbeitsgang in nur einem bestimmten Beruf verwendet werden – z.B. der als “Gargelreißer” bezeichnete Nuthobel, mit dem ein Küfer in den Enden der Fassdauben die Nut für die Fassung von Fassboden und Fassdeckel einschneidet.
Im Sommer 2024 ergab sich zufällig ein Zusammenwirken von zwei Faktoren:
1.
Ich entschloss mich, meine Sammlung von Hobeln neu zu inventarisieren und
2.
ich erhielt die Gelegenheit, in Frankreich eine umfangreiche Hobelsammlung von rund 500 Hobeln zu erwerben.
Dies sind etwa 200 der 500 Hobel.
Dabei sind auch 5 Fügbänke von Küfern, von denen ich zwar wusste, sie aber nie angeboten finden konnte.
Dabei waren auch völlig neue Konstruktionen, die meine Katalogisierung immens erweiterten.
Meine Idee einer Ausstellung, die sich ausschließlich HOBELN widmete, nahm Gestalt an.
Der Eyecatcher dafür ist schon fertig…
Hobel auf über 50 Jahre abgelagerten Kirschbaumdielen.
GRUNDSÄTZLICHE KONSTRUKTIONSUNTERSCHIEDE VON HOBELN
HOBELKÖRPER
- aus Holz
- aus Holz und Metall
- aus Metall
- Hobelkörper ohne weitere Führung oder Anschlag
- Hobelkörper mit Anschlag bzw. Anschlägen
- Hobelsohle mit verstellbarem Spalt zwischen Messer und davor liegender Hobelsohle (Hobelmaul)
MESSER
- Einfaches Messer
- Messer mit Klappe oder Spanabweiser (Doppelhobel)
Die Klappe sorgt dafür, dass der abgehobelte Span bricht und ausgeworfen wird. - Messer mit Verstellmechanismus für den Spanabweiser
HOBELKÖRPER
Hobelkorpus aus einer Holzsorte
Hobelkorpus mit Hobelsohle aus härterem Holz
Hobelsohle aus Metall
Hobel mit Holzlager für den Befestigungskeil, mit dem das Messer fixiert wird
Hobel mit Metallblock für den Befestigungskeil
Hobel mit metallenem Anschlagpunkt zur Lockerung des Messers
MESSER
Einfaches Messer
Messer und Klappe (Doppelhobel mit Spanabweiser), nur über die Verkeilung fixiert
Schiffhobel mit Doppelmesser Keine Möglichkeit der Justierung und Fixierung
Die Fixierung erfolgt allein durch den Haltekeil
Unten ist das Messer, oben der Spanabweiser (Klappe). Das Messer ist gerade und hat eine angeschliffene Fase. Der Spanabweiser ist gebogen und wird durch den Haltekeil an das Messer gedrückt.
Rauhbank mit Doppelmesser – nur über den Haltekeil fixiert
Messer mit fixierter Klappe über Verschraubung (Doppelhobel)
Messer mit Justiervorrichtung für die Klappe
Messer mit Aufnahmenippel für die Justierschraube
… aber nicht genutzt
Bevor ich auf die verschiedenen Hobeltypen eingehe, möchte ich an einigen Beispielen – noch unsystematisch und ohne Katalogisierung – einige Hobel vorstellen, die den Eigenbau durch den Holzhandwerker belegen. Ich habe inzwischen viele Hobel als handwerkliche Einzelstücke in meiner Sammlung, die diese immens bereichern und von der Ideenvielfalt der Handwerker erzählen. Eine Arbeit, die immer wieder in derselben Weise durchgeführt werden muss, wurde vom Handwerker versucht, zu rationalisieren und den Ablauf einfacher und schneller zu gestalten.
Interessant wäre, festzustellen, ob individuell gefundene Lösungen später zu Patenten in der Werkzeugindustrie gefunden haben oder ob solche Einzelanfertigungen Übernahmen von als Patente umgesetzten industriellen Lösungen waren. Es ist wohl anzunehmen, dass beides der Fall war.
Zunächst das Beispiel eines Nuthobels als Grundhobel in rudimentärer Ausführung.
Der Nuthobel ist knapp 20 cm lang und besteht aus einem rechteckigen Holzblock mit Aussparung für das Messer und den Holzkeil. Es gibt kein Sichtfenster, um die Arbeit des Messers sehen zu können. Es gibt auch keine ergonomisch gestaltete Halterung, mit der der Hobel geführt werden könnte.
Sowohl Hobelkörper als auch Messer tragen keine Markung oder Besitzerkennung.
Das nächste Beispiel ist ein kleiner Faconhobel mit konvex gerundeter Sohle und ebenso gerundetem Messer zur Hobelung von flachen Rillen.
Der 21 cm lange Hobel besitzt keine Griffe. Er ist – wie auch das Messer – ungemarkt.
Der nächste Hobel ist ein kleiner Faconhobel.
Länge knapp 16cm, keine Markung auf Hobelkörper und Messer.
Ein weiterer Faconhobel:
Das Messer fehlt in diesem Sammlungsstück und der Hobelkörper ist ebenfalls ungemarkt.
Der folgende Hobel ist ein kleiner Schiffhobel:
Er ist nur 15cm lang. Das Messer ist ohne Markung.
Der Hobelkörper trägt einen sehr blassen Schriftzug, der nur schwer zu entziffern ist. (J. KOR….?)
Der folgende Hobel ist ein Prachtstück. Es ist ein Simshobel mit Anschlag.
Er ist fast 80 cm lang und hat einen in den Hobelkörper eingearbeiteten Griff.
Vergleiche mit SHA02 unter Simshobel mit Anschlag.
Seine Formgebung ist roh gestaltet. Bei seiner Herstellung wurde nicht auf das Aussehen, sondern ausschließlich auf die Funktion geachtet. Wie beim vorletzten Hobel ist der Sitz des Messers auf einer Seite offen. Es gibt keine Markung oder Besitzerkennung.
Auch der nächste Hobel ist ein Simshobel mit Anschlag, allerdings etwas kürzer. Auch sein Griff ist wie beim letzten Hobel in den Hobelkörper eingearbeitet.
Er ist nur halb so lang wie der vorhergehende Hobel.
Bei genauer Betrachtung kann man feststellen, dass das Messer aus einer alten Feile hergestellt wurde.
Es kam auch vor, dass ein Hobel umfunktioniert wurde. Ein Küfer, der mit den Flankenschneidern seines Gargelreißers, dem Nuthobel, der die Nut für die Aufnahme von Boden und Deckel des Fasses schneidet, nicht zufrieden war, hat einen Gargelreißer mit einer Säge ausgestattet, um die Flanken der Nut zu sägen.
Man erkennt, dass ein Gargelreißer mit Aufnahme für das Nutmesser einfach umfunktioniert wurde.
Die Technik, mit der der Abstand von Fassrand zu den Gargelflanken bestimmt wurde, besteht in diesem Fall aus zwei quadratischen Holzstäben, auf denen die Auflage am Fassrand über Schrauben fixiert wurde.
Auch mit Blick auf die Führungsgriffe von Hobeln gibt es viele Lösungen.
Das erste Bild zeigt einen wohl in einer Werkzeugmacherei hergestellten Hobel, an den zwei Griffe seitlich angebaut wurden.
Bei einer Realisierung dieser Technik für ein handwerkliches Einzelstück wurden diese seitlichen Griffe als Griffmulden ausgeführt.
Bei einer Rauhbank mit der üblichen Länge von um 60cm ging der Griff kaputt. Der Besitzer baute einen selbst hergestellten Griff an. Man erkennt den Unterschied in der anderen Holzsorte.
Eine andere Rauhbank wurde wohl komplett selbst hergestellt.
Der “Frosch” ist nicht nur in die Sohle eingebaut, sondern geht durch den gesamten Hobelkörper und wurde mit einer Schlossschraube fixiert.
Ein besonderes Stück stellt ein Faconhobel dar, der eine nicht übliche Länge von über 40cm aufweist, keine Griffe besitzt und dessen Hobelkörper mit Waldkante versehen ist.
Der Hobelkörper ist ungemarkt, das Messer besitzt eine Herstellerkennung
HOBELFORMEN
HOBEL OHNE FÜHRUNG (außer der Hobelsohle)
Schnittmesser (Zugmesser) mit Hobelsohle
Dieses selbst hergestellte Werkzeug ist die Verbindung eines Schnittmessers mit einer Hobelsohle.
Was sicher störend ist, ist der Umstand, dass die Arbeit des Messers nicht beobachtet werden kann.
Das Messer funktioniert wie ein Schnittmesser auf Zug.
Das Messer muss zum Schärfen demontierbar sein. Ich habe dies aber nicht versucht, um nichts zu zerstören.
FÜGBOCK
Ich musste lange suchen, bis ich auf einen Schlag 5 Fügböcke erwerben konnte.
Sie sind selten und eigentlich nie im Angebot.
Der Fügbock ist ein “Riesen-Hobel” von etwa 1,5 bis 2 Metern Länge, der auf 3 oder 4 Füßen schrägstehend am Boden aufsteht. Traditionell wurde er von Küfern benutzt, um vor dem Auftauchen der Bandsägen die Fassdauben “fügen” zu können, d.h., in die richtige Maßung bringen zu können. Fassdauben sind in der Mitte breiter als an den beiden Enden, was vor über 100 Jahren auf dem Fügbock angepasst wurde. Dieser stand fest auf dem Boden und das Werkstück wurde über den Hobel geschoben, bzw. gestoßen. Das unterscheidet den Fügbock von allen anderen Hobelformen.
Das Messer hat eine Breite von etwa 10 cm bei einer Länge von bis zu 35 cm. Meist wurden Einzelmesser verwendet. Es gab aber auch Fügböcke mit Doppelmesser.
Alle Fügböcke, die ich bisher sah, waren unterschiedlich. Alles spricht dafür, dass sie vom Küfer selbst gefertigt wurden. Das Messer stammt vom Dorfschmied, der als “Allrounder” in diesem Fall auch als Werkzeugmacher fungierte.
Ein Doppelmesser in einem meiner Fügböcke (Fügbock 01) hat dieselbe Formung wie ein industriell hergestelltes Messer für einen Doppelhobel – nur entsprechend größer. Es stammt aus industrieller Fertigung.
Portraits
Fügbock 01
181 cm lang, Hobelkörper 175 x 100 mm, zweiteilig
4 Füße, Stäbe
Doppelmesser 110 x 350 mm aus industrieller Fertigung
Fügbock 02
Hobelkörper 144 cm lang, 140 x 90 mm
3 Füße
Messer 94 x 240 mm
Die Hobelsohle ist schon einmal erneuert worden.
Das Messer hat keine Markung und ist wohl vom Dorfschmied von Hand geschmiedet worden.
Dieser Fügbock ist gegen Höchstgebot zu erwerben.
Fügbock 03
3 Balkenfüße
Hobelkorpus 124 cm lang, 145 x 130 mm, einteilig
Messer 105 x 300, nicht handgeschmiedet, ohne Markung
Fügbock 04
3 Balkenfüße
Hobelkorpus 150 cm lang, 200 X 130 mm, einteilig
Messer 105 X 260 mm, wohl mit ursprünglich anderem Verwendungszweck
Fügbock 05
4 Balkenfüße
Hobelkorpus 144 cm lang, 140 x 140 mm
Messer 105 x 290 mm, Industrieware ungemarkt
Weitere Hobel für Küfer
Mit diesen Hobeln wurden die Enden der Fassdauben, die die Fassränder bilden, abgehobelt. Die Lochstreifen dienten dazu, den Hobel in der Mitte des Fassbodens bzw. der Fassfront an einem Nagel einzuhängen, um rationell hobeln zu können.
Die Messer der Hobel sind mit den Zeichen der Firmen Johann Weiss & Sohn, Wien, und Goldenberg gemarkt.
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/weiss.phtml
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/goldenberg.phtml
Weitere Hobel für denselben Zweck – aber ohne Lochstreifen
Ein Hobel ist als Produkt der Firma H. Kahle, Biberach a.R., gemarkt.
Vergleiche die hölzernen Schweifhobel SchH03 und SchH04.
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kahle.phtml
Ein Messer ist mit dem Zeichen “Spannsäge” der Firma Wilhelm Braun gemarkt.
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/braun.phtml
Die “5” ist ein Musterzeichen der Firma Kahle.
(noch nicht identifiziert)
BACKENHOBEL
Ein Messer ist mit der Firma GOLDENBERG gemarkt.
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/goldenberg.phtml
ZAHNHOBEL
Markungen der Messer mit den beiden französischen Herstellern GOLDENBERG und den Gebrüdern PEUGEOT
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/goldenberg.phtml
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/peugeot.phtml
(NAME?)
(?)
Hobel mit justierbarem Anschlag
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/auxminesdesuede.phtml
Ein Hobel ist auf beiden Seiten mit zwei verschiedenen Besitzerkennungen versehen
SCHWEIFHOBEL
An den Schweifhobeln (Schabhobel) ist die Genese von der holzbasierten Einzelanfertigung durch den Nutzer zur industriellen metallbasierten Serienproduktion gut ablesbar.
Die rudimentärsten Schweifhobel waren wohl den ersten Grundhobeln ähnlich, hatten nur breitere Messer und funktionierten nicht auf Zug, sondern auch Schub.
PORTRAITS
SchH01
Die leicht gewölbte Hobelsohle ist im Bereich des Messers mit Messingblech verstärkt.
Das Messer ist mit Holzkeil fixiert. Es gibt keine Herstellerkennung.
Die “40” auf dem Messer bezeichnet die Breite in mm
SchH02
Die Formgebung kommt der späteren Schabhobelfom schon näher.
Die Fixierung des Messers erfolgt über die Einspannung des Messers zwischen 2 Blechen mit 2 Schrauben.
Die Hobelsohle ist mit Eisenblech verstärkt.
SchH03
Dieser hölzerne Schweifhobel ist industriell hergestellt und verfügt mit AK auch über eine eingebrannte Besitzerkennung.
Die Herstellerkennung ist schwer entzifferbar. Es handelt sich um H. Kahle, Biberach a.R. Dieser Hersteller von Küferwerkzeug ist portraitiert von Wolfgang Jordan in seinem “Kleinen Werkzeugmuseum” unter
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kahle.phtml
Das eingesetzte Doppelmesser hat eine Herstellerkennung.
SchH04
Schweifhobel 04 ist ein zweites Exemplar aus der Fertigung von Kahle aus Biberach.
Das Messer ist ebenfalls ein Doppelmesser aus der Fertigung “Hirsch” – die Prägung ist allerdings unterschiedlich, was wohl abhängig ist vom Fertigungsjahr.
FWB bedeutet die Firma Gebrüder Busch, Remscheid
Siehe auch: https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/hirsch.phtml
SchH05
Dieses Exemplar ist ohne Messer und Haltekeil. Es hat die typische Form und auch die typische Länge eines kurzen Schabhobels.
SchH10
Kleiner Schabhobel (typische Länge um 25cm) aus Eisenguss. Keine Herstellerkennung. Bezeichnung mit “1”. Messerfixierung durch 2 Halteschrauben über Metallplatte, ähnlich SchH02.
SchH11
Schabhobel mit denselben Ausmaßen wie SchH10. Messerfixierung über eine zentrale Schraube, was allerdings ein geschlitztes Messer erfordert.
SchH12
Maße wie bei den beiden vorigen Schabhobeln. Messerfixierung über Zentralschraube mit integrierter Klappe als Spanabweiser, dessen Andruck über eine zweite Schraube bestimmt werden kann.
Markund mit “NO 51”
SchH13
Dasselbe Modell wie SchH12
SchH14
Schabhobel der kurzen Variante. Messerfixierung über Zentralschraube. Das Besondere an diesem Modell ist, dass der vordere Teil der Hobelsohle sich in der Neigung verstellen lässt und somit nach oben angekippt werden kann.
SchH15
Ebenfalls eine Kurzversion eines Schabhobels mit Zentralschraube als Messerfixierung.
Allerdings verfügt dieser Schabhobel über eine in Messerrichtung gerundete Hobelsohle.
Der typische Arbeitsvorgang in einer Wagnerei wäre der Speichenschnitt, also die Formgebung der Speichen im Speichenrad.
SchH20
Langer Schabhobel (29cm) ohne Hersteller-Markung, 2 Fixierschrauben für den Halteblock für das Messer. 1 Schraube und das Messer fehlen. Messerbreite 98mm.
SchH21
Derselbe Bautyp wie SchH20, allerdings vollständig.
SchH22
Gleicher Bautyp wie SchH20 + 21.
SchH23
Gleicher Bautyp wie SchH20 bis 22.
Allerdings für den schmaleren Messertyp von 65mm.
Das Messer ist für einen Schabhobel mit Zentralschraubenfixierung, die aber bei diesem Beispiel nicht notwendig ist. Länge 26cm.
Auf der Unterseite sind Prägungen angebracht:
Diese Folge ist zu entziffern als “No 56 1/2”
Dies könnte die Ziffer “8” oder den Buchstaben “B” darstellen.
Das 65mm breite Messer ist gemarkt:
Ein Messer aus Chrom-Vanadium-Stahl des Herstellers Kol… aus Remscheid (wohl Ewald Koll), Marke “Königs….”
Das Markenzeichen EWK ist nicht zu finden. Stattdessen die Krone in einem besonderen Kontext.
SchH24
Bautyp mit Zentralschraube zur Fixierung des Messers und Nutzung der Messerhalterung als Spanabweiser (Klappe) mit Regelung des Anpressdrucks über Schraube. Länge 25cm.
Messerbreite 65mm.
Eine schlecht lesbare Markierung gibt die Zahl 56 an. Länge 25cm.
SchH25
Derselbe Bautyp wie SchH24.
HOBELFORMEN (durch das Messer bestimmt)
- Schrupphobel
Mit Schrupphobeln wurde Holz grob abgetragen - Schlichthobel (Putzhobel)
Mit dem Schlichthobel wurde die durch den Schrupphobel gefurchte Fläche “geschlichtet”, also geglättet. - Zahnhobel
RAUHBANK
Die Rauhbank ist ein Langhobel zur Bearbeitung von Flächen (Bretter, Balken) mit dem typischen Längenmaß von 60 cm.
Sie wird seit dem Aufkommen der Hobelmaschinen und Abrichten (1900 – 1925) (fast) nicht mehr gebraucht.
Es gibt Rauhbänke mit einfachem Messer und mit Doppelmesser mit allen Variationen von Justierung und Fixierung.
12 Rauhbänke und 11 Schlichthobel auf einer über 50 Jahre abgelagerten Kirschbaumdiele
Neben der typischen Länge von etwa 60 cm gibt es auch längere und kürzere Rauhbänke.
Die kürzeste Rauhbank rechts ist 47 cm lang, die längste 76 cm
SCHLICHTHOBEL / DOPPELHOBEL
Drei Dutzend Schlichthobel auf einer über 50 Jahre abgelagerten Kirschbaumdiele
HOBEL MIT FÜHRUNG
NUTHOBEL
Mit einem Nuthobel wird eine Nut in ein Werkstück eingeschnitten.
Typische Anwendungsformen sind z.B. die Führungsnut in einem Möbelstück für die darin angebrachten Schiebetüren oder Schiebefenster oder auch die Nut für die Einfassung eines Schubladenbodens. Die Nut in einem Holzzuber, die „Gargel“, in der der Boden eingefügt wird, auch die Nuten im Holzfass, in denen Boden und Fassfront eingefügt werden, haben dagegen ein größeres Maß, sodass die feineren Nuthobel des Schreiners für Schiebefenster oder Schubladenböden leicht von den “Gargelreißern” eines Küfers unterschieden werden können.
Im Wesentlichen gibt es dazu 3 Parameter, für die ein Maß festzulegen ist:
- die Breite der Nut
- die Tiefe der Nut und
- der Abstand der Nut vom Rand des Werkstückes.
Meist sind die Maße der Nut selbst, also Breite und Tiefe, durch das Messer und dessen Führung festgelegt und es wird nur 1 weiterer Parameter (variabel) bestimmt: Der Abstand der Nut vom Rand des Werkstückes.
Die besonderen Formen dieser justierbaren Führung machen diese Hobel als Ausstellungsstücke interessant.
Dies ist ein englischer Hobel. Englische Werkzeuge waren auch zum Gebrauch für den Dorfhandwerker gegenüber dem Standard in Deutschland ziemlich aufwändig gemacht. Von den Maßen her könnte dies ein englischer “Gargelreißer” für den Gebrauch durch einen Küfer sein.
LISTE DER NUT-HOBELARTEN
Nuthobel ohne Führung (Anschlag)
GH | Grundhobel | 7 |
NH |
Nuthobel ohne Führung | 2 |
Nuthobel mit Führung (Anschlag, Anschlägen)
GR | Gargelreißer | 5 |
FH2jA | Federhobel mit 2 justierbaren Anschlägen | 1 |
NH+FH | Paar Nut- und Federhobel | 1 |
NHA | Nuthobel mit festem Anschlag | 2 |
NH1jA | Nuthobel mit 1 justierbaren Anschlag | 1+1 |
NH1jAE | Nuthobel mit 1 justierbaren Anschlag, Eisen | 1 |
NH2jA | Nuthobel mit 2 justierbaren Anschlägen | 9+3 |
33 |
PORTRAITS
NUTHOBEL
Nuthobel ohne Führung (Anschlag)
Die einzige Führung, die dieser Hobel hat, ist – wie bei jedem Hobel – die Hobelsohle selbst.
Grundhobel
Die rudimentärsten Beispiele, die ich dafür habe, belegen die Theorie, dass viele Werkzeuge vom Holzhandwerker und “seinem” Schmied (als Werkzeugmacher) selbst hergestellt wurden. Der Schmied produzierte das Hobelmesser, dessen Halterung und Führung vom Holzhandwerker hergestellt wurde.
Das Messer ist zur Schneide hin rechtwinklig abgebogen, um Nuten damit aushobeln zu können.
Meine Sammlung zeigt auch den Übergang von der selbst hergestellten Einzelfertigung mit geradem Messer zur industriellen Norm in der Formgebung mit abgewinkeltem Messer – siehe Beispiele an GH 08.
Wichtig war hierbei der Einbau eines Sichtfensters, über das man die Arbeit des Messers im Blick hatte.
Unten ist ein Nuthobel als Grundhobel mit geradem Messer und ohne Sichtfenster. Das Arbeiten mit diesem und mit dem zweiten Hobel ohne Sichtfenster ist schwierig. Der drittel Hobel hat schon ein kleines Sichtfenster, durch das man das Messer bei der Arbeit sehen kann. Die Bauform des vierten Hobels von unten ist so gewählt, dass man kein Fenster braucht. Die weiteren Hobel haben die genormte Formgebung der industriell hergestellten Grundhobel mit großem Sichtfenster.
Industriell hergestellte Grundhobel konnten mit Messern unterschiedlicher Breite gekauft werden. Bisher konnte ich aber keinen Beleg dafür erwerben. Ich habe zwar Grundhobel ohne Messer, aber keinen Grundhobel mit einem Wechselsatz an Messern.
GH01 und GH02 zeigen Beispiele von selbst hergestellten einfachen Hobelkörpern. GH01 hat ein abgewinkeltes Messer. Er ist so einfach gestaltet, dass man die Arbeit des Messers auch auf diese Weise sehen kann.
GH01
GH02
Dieser Grundhobel ist ohne Messer
Die weiteren Grundhobel folgen einer allgemein eingeführten Formgebung, die zum Standard für diese Hobelform wurde. Die im Detail unterschiedlichen Ausführungen zeigen aber, dass die Hersteller zwar diese Formgebung beachten, in den Maßen aber keiner weiteren Norm folgen. Ich habe keine zwei Grundhobel mit identischen Maßen.
GH03
GH04
GH05
GH06
GH07
GH08
GH09
GH10
GH11
GH12
Dieser Grundhobel trägt die eingebrannte Herstellerkennung “CLARDON” und die Nutzerkennung MG.
Die letzten Grundhobel folgen der industriell benutzten Formgebung.
GH13
Dieser Grundhobel wurde vom Benutzer hergestellt und hat eine völlig eigene Formgebung. Sie verbindet die einfache Gestaltung mit der Möglichkeit, die Arbeit des Messers beobachten zu können. Dies ist abgewinkelt und verfügt über eine Markung:
GH14
Eigene Herstellung, einfach Formgebung, gerades Messer, Fixierung durch Holzkeil, kein Sichtfenster –
aber das Messer ist von Peugeot.
Siehe auch: https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/peugeot.phtml
GH15
Gerades Messer, Holzverkeilung, kein Sichtfenster
GH16
Annäherung an die spätere Formgebung, aber ohne Sichtfenster, gerades Messer, Holzverkeilung
GH17
Einfache Form ohne Sichtfenster, aber mit ergnomischer Griffgestaltung, gerades gemarktes Messer mit Holzverkeilung
GH18
Erinnert an die spätere Formgebung, abgewinkeltes Messer mit Holzverkeilung, kein Sichtfenster, Besitzer-Markung
GH19
Rudimentäre Form ohne Sichtfenster mit leichter Schwingung, Messer mit Holzverkeilung.
Das Messer ist ebenfalls selbst aus einem Stahl mit anderer Verwendung hergestellt und besitzt an den beiden Enden jeweils eine Schnittfase mit unterschiedlicher Breite. Als Kombimesser doppelt nutzbar, aber gefährlich in der Handhabung.
GH20
Rudimentäre Form ohne Sichtfenster, gerades Messer mit Holzverkeilung.
GH21
Einfachste Form ohne Sichtfenster, gerades Messer mit Holzverkeilung.
Nuthobel ohne Führung
NH01
Nuthobel für schmale Nut, ohne Führung – z.B. für Schiebeglastüren an Wohnzimmerschränken oder Schubladenböden.
NH02
Nuthobel für breitere Nuten ohne Führung. Der Hobel besitzt einen beidseitig wirkenden Flankenschneider und ist mit einer eingebrannten Besitzerkennung gemarkt.
Nuthobel mit Führung
Gargelreißer
Mit dem Gargelreißer hobelt der Küfer die Nuten im Fass aus, in die Boden und Decke des Fasses eingefügt werden.
Ein Gargelreißer hat 3 Messer: Außer dem Messer, das die Nut aushobelt, schneiden zuerst zwei seitlich angebrachte Messer die Flanken der Nut aus dem Holz. Damit entsteht eine saubere Nut ohne ausgefranste Flanken.
Der zweite Teil außer dem Hobelkörper, der die Messer hält, ist über drei hölzerne Gewindeführungen am Hobelkörper befestigt und wird am Fassrand geführt. Damit kann der Abstand zwischen Fassrand und Nut fest eingestellt werden.
GR01
Messerführung aus Holz
GR02
Messerführung aus Messing
GR03
Messserführung aus Messing, eingebrannte Initialen AK
GR04
GR05
Zu diesem Gargelreißer fehlt die Führung. Ich habe dazu nur die Messerhalterung in der Sammlung.
Federhobel mit zwei justierbaren Anschlägen
FH2jA01
Mit dem Holzanschlag wird der Abstand der Nut vom Rand des Werkstückes bestimmt (wie beim Gargelreißer). Statt einem Messer gibt es zwei einzelne Messer, deren Abstand variabel gestaltet werden kann. Außerdem kann der zweite Metallanschlag verschoben werden. Damit wird die Breite der Feder bestimmt.
Nut- und Federhobel
NH+FH01
Dieses Paar von Nut- und Federhobel ist aufeinander abgestimmt. So passt die Feder auch exakt in die Nut.
Nuthobel mit festem Anschlag
NHA01 und NHA02
Der Anschlag ist ein Teil des Hobelkörpers. Damit kann eine Nut in einem standardisierten Abstand vom Rand des Werkstückes gehobelt werden, z.B. für eine Schiebetür im Schrank oder für die Bodenplatte einer Schublade.
Nuthobel mit 1 justierbaren Anschlag
NH1jA01
NH1jA02
Brandzeichen, Initialen des Besitzers
Dieser Hobel ist unvollständig. Es fehlt das Messer.
Nuthobel mit 1 justierbaren Anschlag, Eisen
NH1jAE01
Der Hobelkörper mit der Messerhalterung ist in diesem Fall aus Eisen. Nur der justierbare Anschlag ist aus Holz. Interessant ist, dass im Eisenteil des Hobelkörpers die hölzernen Gewindestangen für den Anschlag eingelassen sind.
Der hölzerne Anschlag ist mit einer Hartholzsohle verstärkt.
An der Stirnseite des Holzkörpers ist der Schriftzug des Herstellers eingeschlagen:
ERNST LUCKHARDT
ISERLOHN
Das Eisenteil trägt den Schriftzug “DEPONIRT”
Das Messer ist mit dem Herstellerschriftzug “ERNST LUCKHARDT” versehen (wobei einige Buchstaben nicht wirklich deutlich zu erkennen sind).
Das Eisenteil ist mit einer Aufnahme für eine weitere Führung ausgestattet, die aber nicht genutzt ist.
Es handelt sich um einen Nuthobel nach dem Gebrauchsmuster 5419.
Siehe auch: https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/plettenberg.phtml
Nuthobel mit 2 justierbaren Anschlägen – seitlicher Versatz und Tiefenanschlag (alle ohne Flankenschneider)
Alle Hobel aus dieser Kategorie haben keine Flankenschneider für die Nut.
Das Holzteil, das über die Holzgewinde fixiert wird, bestimmt den Abstand der Nut vom Rand des Werkstückes und der mit Flügelschraube fixierte Metallanschlag bestimmt die Tiefe der Nut.
Es gibt Metallteile aus Eisen und welche aus Messing.
NH2jA01
NH2jA02
NH2jA03
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/arns.phtml
NH2jA04
NH2jA05
NH2jA06
NH2jA07
NH2jA08
NH2jA09
Carl August Tillmanns, Remscheid
Siehe auch: https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/tillmanns_carl_august.phtml
NH2jA10
Es fehlt das Messer und der Befestigungskeil für das Messer
NH2jA11
Es fehlt das Messer und der Befestigungskeil für das Messer.
NH2jA12
Es fehlt das Messer und der Befestigungskeil für die Halterung des Messers.
SIMSHOBEL
LISTE DER SIMS-HOBELARTEN
SH | Simshobel ohne Führung (Anschlag) | |
SHA | Simshobel mit festem Anschlag, rechtwinkliger Sims | 8 |
SH2A |
Simshobel mit zwei festen Anschlägen | 1 |
SHAs |
Simshobel mit festem Anschlag, schräger Sims | 2 |
SH1jA |
Simshobel mit 1 justierbaren Anschlag, rechtwinkliger Sims | 2 |
SH1jAs | Simshobel mit 1 justierbaren Anschlag, schräger Sims | 6+2 |
SH2jA |
Simshobel mit 2 justierbaren Anschlägen, rechtwinkliger Sims | 5 |
SH2jAs | Simshobel mit 2 justierbaren Anschlägen, schräger Sims | 1 |
27 |
Simshobel mit Führung (Anschlag)
- rechtwinkliger Sims
- schräg angesetzter Sims
- rechtwinklig stehendes Messer
- schräg stehendes Messer
PORTRAITS
Simshobel mit festem Anschlag, rechtwinkliger Sims
SHA01+SHA02
SHA01 ist ungewöhnlich lang, SHA02 ist ohne Messer
SHA01 hat ein schräg stehendes Messer.
SHA02 verfügt trotz einfacher Gestaltung über Zierelemente.
SHA03, SHA04, SHA05
SHA05 hat eingebrannte Initialen und ein Messer mit Herstellerprägung
Jos. Steiner, Laupheim? https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/steiner.phtml
SHA06, SHA07, SHA08
SH2A01
Dieser Simshobel ist original mit 1 Anschlag. Dieser wurde vom Benutzer angepasst und ein zweiter Anschlag hinzugefügt.
Simshobel mit festem Anschlag, schräger Sims
SHAs01+SHAs02
Schräger Sims
Simshobel mit 1 justierbaren Anschlag, rechtwinkliger Sims
SH1jA01 (rechtwinklig stehendes Messer)
SH1jA02 (schräg stehendes Messer)
Gustave Goldenberg
Siehe auch: https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/goldenberg.phtml
Simshobel mit 1 justierbaren Anschlag, schräger Sims
Diese Simshobel enthalten einen Flankenschneider
Der zweite Hobel (SH1jAs02) wurde als mit zwei Anschlägen versehen neu inventarisiert als SH2jAs01.
Nicht nur der Sims ist schräg, sondern auch die Messer sind schräg angesetzt.
Die Kante der Simsführung ist durch eine Hartholzeinlage verstärkt.
SH1jAs01
Anschlag aus Holz
Gustave Goldenberg, Dorlisheim, Frankreich
SH1jAs02 (neu unter SH2jA01)
SH1jAs03
Die Führung ist – wie bei den nächsten beiden Hobeln – aus Messing.
SH1jAs04
SH1jAs05
SH1jAs06
Die justierbare Führung ist aus Aluminium
SH1jAs07
Die Messer und der Befestigungskeil für das Nutmesser fehlen. Der Hobel trägt die Initialen des Besitzers als Brandzeichen.
SH1jAs08
Simshobel für schrägen Sims und schräg stehendem Messer und Flankenschneider.
Der Anschlag fehlt. Die Kante ist durch Kantenschutz verstärkt.
Simshobel mit 2 justierbaren Anschlägen, rechtwinkliger Sims
SH2jA01
SH2jA02
SH2jA03
Gustave Goldenberg, Dorlisheim, Frankreich
SH2jA04
SH2jA05
Simshobel mit 2 justierbaren Anschlägen, schräger Sims
SH2jAs01
(Achtung: Neue Inventarnummer!)
Der Anschlag (horizontale Führung) ist aus Eisen. Zusätzlich gibt es eine verschiebbare Holzkulisse über der Flankenseite der Nut, die eine zweite vertikale Führung darstellt.
LINKS
https://www.holzwerken.de/museum/index.phtml
https://www.zinkenundzapfen.com/hobel-arten/
https://de.wikipedia/wiki/Hobel
https://hobelaxt.wordpress.com